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Es geht um die Wurst – und um Sprache: Die Konsumentensicht auf Veggie-Wurst

Wer in den letzten Wochen die Nachrichten verfolgt hat, hat vermutlich auch von der aktuellen „Wurst“-Debatte gehört. Als das EU-Parlament dafür stimmte, Begriffe wie Wurst oder Schnitzel für vegane und vegetarische Alternativen zu verbieten, entfachte vor allem in den sozialen Medien eine lebhafte Diskussion. Noch ist das Ende der Veggie-Wurst nicht besiegelt. Bevor das Vorhaben in Kraft treten kann, müssen alle 27 EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.

Die Debatte zeigt, wie emotional Sprache im Lebensmittelkontext besetzt ist und wie stark Bezeichnungen die Wahrnehmung von Produkten beeinflussen. Doch wie stehen Konsument:innen zu der Frage, ob Veggie-Wurst auch weiterhin Wurst heißen darf? Empfinden sie die ähnliche Namensgebung wirklich als irreführend?

Eine aktuelle Numerator-Umfrage unter 1.031 Einkaufenden in Deutschland zeigt: Aus Sicht der Konsument:innen darf die Veggie-Wurst ihren Namen behalten. Nicht nur Käufer:innen pflanzlicher Alternativen, sondern auch Fleisch-Käufer:innen sehen Vorteile in der Nutzung klassischer Begriffe.

Alle Ergebnisse und Insights gibt˙s im Report.

 

Wie sollten Veggie-Alternativen heißen?

Käufer:innen von Veggie-Alternativen und Fleisch sind sich überraschend einig: 70,5 % der Befragten finden, dass vegane oder vegetarische Produkte weiterhin klassische Bezeichnungen wie „Veggie-Wurst“ tragen dürfen. Unter Käufer:innen pflanzlicher Produkte liegt die Zustimmung etwas höher (73,6 %) als unter Fleisch-Käufer:innen (67,4 %).

Das Ergebnis unterstreicht, dass vertraute Begriffe für viele Konsument:innen ein wichtiges Orientierungselement im Regal sind – unabhängig davon, ob sie selbst Fleisch konsumieren oder nicht.

Veggie-Wurst ist am verständlichsten

Produktnamen, die wie Veggie Wurst an bekannte Fleischprodukte angelehnt sind, gelten bei beiden Gruppen als am verständlichsten (60,5 %). Besonders klar verständlich finden die Befragten Bezeichnungen wie Vegane/Vegetarische Wurst (40,4 %) oder Wurst auf pflanzlicher Basis (20,1 %). Namen ohne Fleischbegriff – etwa „pflanzliche Rolle“ – werden nur von 14,9 % als am verständlichsten empfunden.

Veggie-Käufer:innen zeigen hier eine leicht positivere Haltung gegenüber Produktnamen, die sich an den Originalprodukten orientieren. Fleisch-Käufer:innen bevorzugen etwas häufiger neutrale Begriffe – möglicherweise, weil sie eine klarere Abgrenzung zwischen Fleisch und Alternativen erwarten.

Bemerkenswert: Auch unter Veggie-Käufer:innen spricht sich rund jede:r Zehnte (13 %) für eine Bezeichnung ohne den Begriff „Wurst“ aus. Sollte ein Verbot tatsächlich beschlossen werden, wären Hersteller gefordert, mit Kreativität und Markttests neue, intuitive Namen zu entwickeln.

42 % der Veggie- und 38 % der Fleisch-Käufer:innen finden „Vegane/Vegetarische Wurst“ am verständlichsten.

Vor- und Nachteile der Veggie-Wurst

Gute Gründe für die Veggie-Wurst

Ein Blick auf die Konsumentenmeinung zeigt: Auch Fleisch-Käufer:innen sehen Vorteile darin, wenn pflanzliche Produkte ähnlich wie ihre tierischen Pendants heißen.

Das schnelle Verständnis des Produkts steht dabei klar an erster Stelle (43,1 %). Ebenfalls häufig genannt werden die Normalisierung fleischfreier Produkte (29,9 %) und die sprachliche Vereinfachung (29,1 %). Während Käufer:innen pflanzlicher Alternativen stärker auf Verständlichkeit und Normalisierung achten, sind sich beide Gruppen einig, dass vereinfachte Sprache ein Vorteil ist.

Fleisch-Käufer:innen wählen etwas häufiger die Option „Keine der Genannten“ – ein Hinweis darauf, dass für manche der Produktname weniger entscheidend für die Kaufentscheidung ist oder dass noch Unklarheit über die Relevanz des Themas besteht.

Ranking der Vorteile des Namens “Veggie-Wurst” aus Sicht von Fleisch- und Veggie-Käufer:innen nach Zielgruppe

Fleisch-Käufer:innen

Veggie-Käufer:innen

Schnelles Verständnis, was diese Alternative ersetzt (39,2%) Schnelles Verständnis, was diese Alternative ersetzt (46,9%)
Sprachliche Vereinfachung (29,7%) Normalisierung von Produkten ohne Fleisch (34,3%)
Keine der Genannten (27%) Sprachliche Vereinfachung (28,5%)
Normalisierung von Produkten ohne Fleisch (25,4%) Niedrigere Hemmschwelle, diese Produkte zu probieren (23,4%)
Niedrigere Hemmschwelle, diese Produkte zu probieren (20,2%) Keine der Genannten (21,1%)

F: Welche dieser Vorteile siehst du darin, wenn vegane oder vegetarische Alternativen so heißen dürfen wie das Original aus Fleisch? | Quelle: Numerator | Käufer:innen von Veggie-Alternativen (n=516) und Fleisch-Käufer:innen (n=515).

 

Das spricht gegen die Veggie-Wurst

In der öffentlichen Diskussion wird vor allem die Verwechslungsgefahr im Geschäft als Hauptargument gegen Begriffe wie „Veggie-Wurst“ genannt – und das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider: 41,6 % der Befragten sehen hier ein Risiko.

Rund ein Drittel (30,6 %) meint, dass pflanzliche Produkte vom positiven Image der Fleischprodukte profitieren, während 17,7 % eine sprachliche Ungenauigkeit bemängeln. Gleichzeitig gibt ein Viertel (25,6 %) an, keinen der genannten Nachteile in der Nutzung klassischer Begriffe zu sehen. Diese Auswahl kann allerdings auch für “Weiß nicht” stehen.

Ranking der Nachteile des Namens “Veggie-Wurst” aus Sicht von Fleisch- und Veggie-Käufer:innen nach Zielgruppe
Fleisch-Käufer:innen Veggie-Käufer:innen
Verwechslungsgefahr bei der Kaufentscheidung (41,7%) Verwechslungsgefahr bei der Kaufentscheidung (41,5%)
Pflanzliche Produkte nutzen den Ruf der originalen Produkte (31,8%) Keine der genannten Nachteile (29,7%)
Sprachliche Ungenauigkeit (19,4%) Pflanzliche Produkte nutzen den Ruf der originalen Produkte (29,5%)
Keine der genannten Nachteile (23,3%) Sprachliche Ungenauigkeit (15,9%)

F: Welche dieser Nachteile siehst du darin, wenn vegane oder vegetarische Alternativen so heißen dürfen wie das Original aus Fleisch? | Quelle: Numerator | Käufer:innen von Veggie-Alternativen (n=516) und Fleisch-Käufer:innen (n=515).

 

Führt der Name Veggie-Wurst in die Irre?

Das EU-Parlament begründete seinen Vorschlag unter anderem mit einer möglichen Irreführung der Verbraucher:innen. Doch die Daten zeigen ein differenziertes Bild: 80,7 % der Befragten ordnen den Begriff „Veggie-Wurst“ korrekt einem Produkt ohne Fleisch zu. Das spricht dafür, dass viele Konsument:innen bereits ein gutes Verständnis für die gängigen Bezeichnungen pflanzlicher Produkte entwickelt haben.

Interessant: Frauen erkennen die pflanzliche Herkunft etwas häufiger als Männer (82,9 % vs. 77,3 %).

Verpackungsdesign und Labels spielen eine wichtige Rolle

Wird der Begriff „Veggie-Wurst“ in Kombination mit einer Verpackung gezeigt, steigt die richtige Zuordnung auf 89,1 %. Das zeigt: Neben der Bezeichnung selbst tragen Design, Farbgebung und Labels entscheidend dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden.

Für Hersteller bedeutet das: Ein transparentes Verpackungsdesign kann potenzielle Irreführung weitgehend verhindern – selbst dann, wenn traditionelle Begriffe verwendet werden.

89 % der Befragten erkennen die abgebildete Veggie-Bratwurst korrekt als vegane Alternative.

So präsent ist die Wurst-Debatte

Mehr als die Hälfte der Befragten (57,6 %) haben in den vergangenen Wochen von der Diskussion rund um die Fleischkennzeichnungspflicht und das mögliche Verbot von Begriffen wie „Veggie-Wurst“ gehört. Damit zeigt sich: Das Thema ist in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen, wenngleich noch nicht alle Konsument:innen erreicht werden.

Besonders aufmerksam verfolgen ältere Konsument:innen (55+) die Debatte – fast sieben von zehn dieser Altersgruppe (69,2 %) haben bereits davon gehört –, während der Bekanntheitsgrad bei jüngeren Zielgruppen etwas niedriger liegt.

57,5 % der Konsument:innen in Deutschland haben von der Debatte um Fleischalternativen gehört.

Fazit: Zwischen Klarheit und Kultur – was Marken jetzt beachten sollten

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Konsument:innen wünschen sich Verständlichkeit und Transparenz, nicht zwangsläufig eine sprachliche Trennung zwischen Fleisch- und Pflanzenprodukten. Bekannte Begriffe helfen bei Orientierung und Normalisierung – solange das Produkt eindeutig als pflanzlich erkennbar ist.

Takeaways für Marken und Handel

  • Klarheit schlägt Kreativität: Vertraute Begriffe fördern Verständnis und senken die Einstiegshürde für neue Käufer:innen.
  • Visuelle Kommunikation ist entscheidend: Verpackung, Farbcodes und Labels kompensieren mögliche Irritationen beim Naming.
  • Testing lohnt sich: Neue Produktnamen sollten vor Markteinführung auf Verständlichkeit und Assoziationen getestet werden.
  • Sprache als Branding-Chance: Ein konsequent transparentes Wording kann Markenprofil und Vertrauen langfristig stärken.

 


 

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